Kartografische Darstellungsmethoden
Gliederung
- Grafische Variablen
- Form
- Farbe
- Grösse
- Orientierung (Richtung)
- Muster
- Helligkeit
- Punktbezogene Signaturen
- Positionssignaturen
- Geometrische Signaturen
- Bildhafte Signaturen
- Buchstaben- und Ziffernsignaturen
- Diagrammsignaturen
- Punktsignaturen
- Linienbezogene Signaturen
- Linearsignaturen
- Bewegungslinien (Vektoren)
- Isolinien
- Flächenbezogene Signaturen
- Flächensignaturen (qualitative Flächenfärbung)
- Flächenkartogramme (quantitative Flächenfärbung, Choroplethen)
- Kartodiagramme
Grafische Variablen
- Die grafischen Variablen wurden vom französischen Kartographen Jacques Bertin entwickelt. Damit war erstmals eine Gestaltung thematischer Karten nach normierten Regeln möglich. Alle 6 Variablen sind sowohl auf Punkt-, als auch auf Linien- und Flächensignaturen anwendbar.
- Form
- Farbe
- Grösse
- Orientierung (Richtung)
- Muster
- Helligkeit
Punktbezogene Signaturen
- Positionssignaturen
Positionssignaturen sind annähernd lagerichtig angeordnet und bestehen aus punktbezogenen Kleinfiguren, da in einem bestimmten Massstab die Grundrisse der Objekte nicht mehr dargestellt werden können. Im Prinzip sind für Positionssignaturen alle grafischen Figuren geeignet, wenn sie eine möglichst geringe Grösse haben und gut zu erkennen und zu unterscheiden sind. Positionssignaturen können in Form, Farbe, Grösse, Orientierung, Muster und Helligkeit voneinander verschieden sein. Diese Variabilität zeigt die Unterschiede in der Qualität (unterschiedliche Füllung) und der Quantität (unterschiedliche Grösse der Figuren) auf.
- Geometrische Signaturen
Geometrische Signaturen sind einfache geometrische Figuren (wie Dreiecke, Kreise und Quadrate) sowie einfache Punkt- und Strichkombinationen (z.B. Kreuze), die annähernd lagerichtig angeordnet sind. Sie sind sehr leicht darstellbar und benötigen wenig Platz. Ein weiterer Vorteil ist die beliebige Kombinierbarkeit mit anderen geometrischen Figuren. Dadurch können fast unendlich viele Klassen gebildet werden. Eine Karte, in der der thematische Inhalt durch geometrische Punktsignaturen dargestellt wird, ist meist sehr gut lesbar.
- Bildhafte Signaturen
Bildhafte Signaturen sind grafische Kleinfiguren, sogenannte Piktogramme, deren Gestalt und Farbe das jeweilige Objekt autoplausibel bestimmen. Meist sind sie aus dem Auf- oder Grundriss des darzustellenden Objektes abgeleitet und stark generalisiert (verallgemeinert). Damit der Kartenbetrachter das Piktogramm eindeutig identifizieren kann, muss es in einer bestimmten Grösse dargestellt werden. Dadurch wird die bildhafte Signatur platzaufwendiger als eine geometrische Signatur, wodurch die Karte unter Umständen schlechter lesbar ist. Aufgrund der Schwierigkeit, den Mittelpunkt der bildhaften Signatur zu bestimmen, kann das Objekt in der Karte nicht genau lokalisiert werden. Bildhafte Signaturen werden häufig in topografischen Karten und Produktionskarten benutzt.
- Buchstaben- und Ziffernsignaturen
Buchstaben- und Ziffernsignaturen sind lokale Einzelbuchstaben, Buchstabenkombinationen bzw. Zahlen, die meist gut lesbar und leicht verständlich sind, da sie häufig direkt vom Namen des betreffenden Objektes abgeleitet werden (z.B. chemisches Zeichen Cu für Kupfer). Demzufolge werden Buchstaben- und Ziffernsignaturen meist in Bodenschatzkarten zur Kennzeichnung der Abbaugebiete verwendet. Manchmal ist auch eine Kombination mit einer geometrischen Signatur sinnvoll, um einerseits das Kartenzeichen klassifizieren zu können und um es andererseits vom restlichen Karteninhalt abzuheben.
- Diagrammsignaturen
Diagrammsignaturen sind auf einen Punkt bezogene Diagramme, die die Anteile von Standortmerkmalen an einer Gesamtmenge darstellen. Unter anderem kann zusätzlich die Grösse der gesamten Diagrammsignatur variiert werden, so dass verschiedene Informationen (Themen) in Kombination miteinander betrachtet werden können. Damit wird die Informationsdichte in der Karte sehr hoch. Die Karte ist meist schlecht lesbar, da die Diagramme (um lesbar zu bleiben) viel Platz verbrauchen und oft aus Platzmangel übereinander angeordnet sind.
- Punktsignaturen
Punktsignaturen sind geometrische (z.B. Punkte, Kreise) oder bildhafte (z.B. Schafe, Kühe) Figuren, die über eine Fläche verteilte Sachverhalte an einem Punkt lokalisieren. Diese Sachverhalte müssen jedoch mehr oder weniger mengenmässig fassbar sein und können so mittels kleinster grafischer Figuren am jeweiligen Standort lokalisiert werden. Jede Figur repräsentiert eine bestimmte Menge bzw. einen bestimmten Wert (z.B. 1 Schafssignatur entspricht 100.000 Schafen). Dabei werden die Punkte entweder schematisch (innerhalb bestimmter Bezugsflächen - Grenzen) oder nach ihrem tatsächlichen Erscheinungsbild dargestellt. Die Punktgrösse ist vom jeweiligen Kartenmassstab abhängig. Wenn es mehrere Objekte von gleicher Form gibt (z.B. bei Punktdarstellung), werden sie farblich differenziert.
Linienbezogene Signaturen
- Linearsignaturen
Linearsignaturen stellen grundrisslich fixierte Strecken dar, deren Linienverlauf der Objektachse bzw. dem massstäblich generalisierten Grundrissverlauf folgt. Die Linienform bezeichnet die Art und Bedeutung des Objektes. Linienverlauf und Linienbreite werden generalisiert, da bei exakt massstabsgetreuer Anwendung der Verlauf zu unruhig und die Breite zu gering (im Prinzip unsichtbar) und damit eine saubere kartographische Darstellung nicht mehr gewährleistet wäre. Die Linien können grafisch differenziert werden (Strichart, -breite, -anzahl, -farbe). Weiterhin können Linien auch durch eine Aneinanderreihung von Kleinfiguren dargestellt werden. Die Linearsignatur wird meist bei Grenzen und Strassen (Autoatlanten) verwendet.
- Bewegungslinien (Vektoren)
Bewegungslinien (auch Vektoren genannt) veranschaulichen die Orts- und Lageänderungen bzw. Bewegungsabläufe von natürlichen und gesellschaftlich-politischen Erscheinungen mittels bandförmiger Signaturen (Pfeile). Durch die Breite des Pfeils kann die Erscheinung quantitativ, durch die Länge hinsichtlich ihrer Geschwindigkeit und durch die Farbe bzw. Füllung hinsichtlich ihrer Qualität bestimmt werden. Vektoren werden sehr oft in Klimakarten (z.B. Wind, Strömungen), aber auch in Rohstoffflüssen (z.B. Export in verschiedene Länder) verwendet.
- Isolinien
Isolinien geben Intensitätsunterschiede in Kontinua mittels Linien gleicher Wertigkeit wieder. Voraussetzung dafür ist ein dichtes Wertefeld (viele Werte). Dank Einfärbung der Isolinien sind diese leicht lesbar. Mit Isolinien können Häufigkeit und Dauer von Erscheinungen und Abweichungen vom Normalzustand dargestellt werden. Häufig werden Isolinien bei der Darstellung von Reliefs (physische Karten), Meerestiefen und Temperaturunterschieden verwendet.
Flächenbezogene Signaturen
- Flächensignaturen (qualitative Flächenfärbung)
Flächensignaturen nutzen Farben oder Strukturraster zur Darstellung der Qualität und Wertigkeit der Fläche. Üblich sind qualitative Flächenfärbungen zur Darstellung von Unterschieden (z.B. in einer politischen Karte jeden Staat in einer anderen Farbe einfärben).
- Flächenkartogramme (quantitative Flächenfärbung, Choroplethen)
Flächenkartogramme (auch Choroplethen genannt) nutzen Farben oder Strukturraster zur Darstellung von konkreten, quantitativen Werten. Diese Werte beziehen sich auf bestimmte Erhebungs- bzw. Ermittlungsflächen (Bezugsflächen). Dabei ist eine steigende Intensität der Farbe oder Schraffur mit einer steigenden Wichtigkeit der Aussage gleichzusetzen. Dank Farbabstufungen sind solche thematischen (und meist statistischen) Karten sehr gut lesbar.
- Kartodiagramme
Kartodiagramme nutzen Diagramme zur Darstellung statistische Werte, wobei diese Werte auf (meist administrative) Flächen bezogen sind. Dabei werden diese Signaturen hauptsächlich genutzt, um die Anteile des Diagramms gegeneinander abzuschätzen. Kartodiagramme können auch hinsichtlich ihrer Grösse verändert werden. Meist ist jedoch der Zusammenhang zwischen Bezugsfläche und Grösse des Diagramms unklar. Daher ist das Kartodiagramm nur bedingt für die Kartographie geeignet. In den meisten Fällen bieten sich eher Kartenserien mit Flächenkartogrammen an.